Seit hundert Jahren bremst man Strassenvelos, indem man Bremsbeläge gegen beide Felgenflanken drückt. Die Felgenbremse ist ein Beispiel für eine technische Einrichtung, die so ausgereift ist, dass sie sich kaum noch verbessern lässt. Sie ist kompakt, leicht und ihre Verzögerungsleistung ist gut – zumindest, solange es nicht regnet. Auch an dieser Tatsache hat sich seit der Erfindung der Felgenbremse nichts geändert.
Die Scheibenbremse ist so alt wie die Felgenbremse – allerdings wurde sie während Jahrzehnten nur bei Autos und Motorrädern eingesetzt. Hydraulische Scheibenbremsen für Mountainbikes begannen ihren Siegeszug in den späten Neunzigerjahren. Ihre Bremsleistung, besonders bei Regen und Schlamm, war dermassen überlegen, dass sie sich zuerst bei Downhill- und Trailbikes durchsetzten und darauf mit leichteren Modellen den Cross-Country-Sport eroberten. Als nächste waren die Quervelos an der Reihe. In den Sumpfrennen liegen ihre Vorteile auf der Hand. Und nun also die Rennvelos. Bei BMC gibt es 2018 die hochwertigsten Modelle in beiden Varianten, während an den günstigeren Rennvelos ausschliesslich Felgenbremsen verbaut werden. Der Strassenrennsport tut sich noch schwer mit den Disc Brakes. Die sonst so regulierungsfreudige UCI überlässt es den Fahrern, mit welcher Technik sie bremsen.
RICHTIG BREMSEN
Und wie sieht es für Freizeit-Rennvelofahrer aus? Was spricht für die Scheibenbremse? Klar ist: Scheibenbremsen verzögern besonders auf nasser Strasse besser. Noch grösser ist der Vorteil der Disc Brakes bei Carbonfelgen. Richtig greifen tun Felgenbremsen übrigens erst, wenn die Flanke nach ein paar Radumdrehungen trocken gerieben ist. Das gilt für Alu- wie für Carbonflanken.
Leichtgewichts-Enthusiasten stören sich an der höheren Masse der Scheibenbremsen. Hinzu kommen verstärkte Naben und Rahmen, welche die asymmetrische Bremskraft aufnehmen. Rennvelos sind aber mittlerweile so leicht, dass man auch mit ein paar hundert Gramm Zusatzgewicht (der Unterschied beträgt 300 bis 500 Gramm) ein äusserst leichtes Bike aufbauen kann.
Zuletzt noch dies: Pässe mit dauerhaft gezogener Bremse hinunter zu fahren, ist mit Felgen- wie mit Scheibenbremsen keine gute Idee. Entweder überhitzt die Felge, was Bremsbeläge und Reifen zum Schmelzen bringen kann. Oder die Bremsscheibe wird so heiss, dass die Bremsbeläge verglasen und die Hydraulikflüssigkeit zu kochen beginnt. In beiden Fällen sinkt die Verzögerungsleistung auf nahezu null. Es gilt deshalb: Auf langen Abfahrten die Bremse immer wieder loslassen. Wer sich das nicht traut, legt zu seiner eigenen Sicherheit eine Pause ein.